MainStage: THE RETURN OF THE LAPTOP MUSICIAN



“Ich hätte das nicht gedacht, dass ausgerechnet ich einmal zum ,Laptop-Musiker‘ avanciere“ scherzt Ralph Maten, der in seinem Tonstudio - wo er so um die 50 namhafte Tasteninstrumente stehen hat...


Die Firma Apple bietet ihr Bühnen-Programm „MainStage“ (kurz MS) nun in der Version 3 zum Download an. Das Programm hat bereits einige Jahre „Bühnenerfahrung“. Früher war MS jedoch ausschließlich fester Bestandteil von der DAW Logic. Erst seit kurzem hat Apple MainStage von dieser Zwangsehe getrennt und bietet es somit Solo für rund 24 Euro (!!!) in seinem Appstore an.



Ralph Maten hat es mal getestet:


„Erst einmal finde ich es sehr gut, das MS nicht mehr an Logic gekoppelt ist! Ich kannte das Programm vom Hörensagen, wollte mir aber nicht Logic kaufen müssen um das Programm mal auszuprobieren. Ich habe mir MS nun auf meinem MacBook Pro (i7 4GB RAM) installiert, und bin begeistert. Das Programm selbst ist nur wenige MB groß, aber MainStage bietet optional die Möglichkeit mehrere GB-großen Content KOSTENFREI (!!!) nachzuladen. Hier finden wir viele Logic-Softsynths (alle ES Synths, EFM1 für tolle FM Synthese, EVP88 Electric Piano, EVD6 Electric Clav, EVB3 Tonewheel Organ, EVOC 20 PS Vocoder Synth) und mit dem EXS24 Sampler weitestgehend alle Samples aus Logic (so wie die Steinway D Flügel Kollektion)! Wie gesagt, KOSTENFREI!!! Oh Apple, was machst du nur...



Die Valedierung mit Drittherstellern stellt kaum ein Problem da, lediglich ein PlugIn (von 30) war nicht MS-kompatibel. Der Nutzer selbst hat übrigens die Wahl das Programm in 64-Bit (dank OS X „Lion“) oder in 32-Bit zu starten.


Besonders stark finde ich die Live Einsatzmöglichkeit mit Native Instruments. Angetan haben es mir aus dem aktuellen KOMPLETE 9 ULTIMATE Bundle einige Patches vom Kontakt 5 Sampler. Diese Sounds in Verbindung mit der internen DSP von MS ist etwas für wahre Sound-Puristen! Zusätzlich lassen sich spielend leicht Channelstrips mit EQ, Compression, Hall, Delay etc. bauen und routen, die auch aus Logic weitestgehend bekannt sein dürften.



Das Arbeiten mit MainStage ist kinderleicht


Hier lassen sich für die Live Performance sehr schnell passende Patches bauen, die dann per Controllerzuweisung sehr schnell auf der Bühne angewählt und editiert werden können. Abgespeichert, als „Concert“, lassen sich dann auch Songtitel in eine „fertige“ Reihenfolge bringen. Per Drag ‘n Drop lassen sich diese Titel dann auch auf der Bühne sofort neu sortieren.


Die MIDI-Zuweisung ist ein Kinderspiel: Einfach den Button „Zuweisen“ drücken und los geht's. Besonders die B3 Vintage Sounds aus dem Kontakt lassen sich so hervorragend mit der Oberfläche von MS verschmelzen. Zugriegel und weitere wichtige Elemente können so spielend leicht auf ein Controllerkeyboard gelegt werden, und die Werte werden wunderbar im Live Mode angezeigt. Je nachdem mit welchen Eingabekeyboard spiele, lassen sich verschiedene Volocitykurven den Keyboards fest zuweisen, denn eine hochwertige Ivorytastatur reagiert anders auf die Samples wie ein „billiges“ 50 Euro Masterkeyboard.



Die Grafik


Jedes Element lässt sich in Form und Größe anpassen. Im Perform Mode (s.Bild) habe ich alle wichtigen Elemente in einer großen Volbildansicht. Aber auch hier lassen sich mittels Maus und/oder Cursor-Tasten alle wichtigen Parameter steuern. Doch will man das? Während  eines Konzertes möchte ich nicht am MacBook rumfummeln! Daher habe ich alle Parameter auf externe Controller, Druckknöpfe und Slider meines Keyboards gelegt.


Wie schon einmal erwähnt, lässt sich die komplette Bildansicht individuell gestallten. Wer nette Bilderchen von seinem „Hund“ als Hintergrund haben will, kann diese auch gerne individuell einbinden - schließlich soll man ja gerne auf den Bildschirm gucken, ohne gleich „Augenkrebs“ zu bekommen... :-)

Ich selbst habe mir mein Setup so eingerichtet, dass ich beim Spielen recht selten auf das MacBook gucke. Schließlich wird alles von  meinem Controllerkeyboard gesteuert. Nur gelegentlich schaue ich beim Wechel der Patches mal auf den Mac-Bildschirm.


Übrigens: In dem Perform Mode können auch keine „Breakmessages“, automatische Updates oder sonstiges störendes Zeugs passieren. Nichts, was einem Musiker auf der Bühne den Angstschweiss ins Gesicht treiben würde.




In meinem Fall nutze ich MS für das Live spielen von exzellenten Rhodes-, Wurli-, Piano-, Clavs-, B3- und Pad-Sounds.



CPU Auslastung...


Die Performance (CPU Auslastung, Festplattenstreaming, Lüftergeräusche etc.) der mitgelieferten Samples von Apple ist erstklassig. Bei einigen  Instrumenten bzw. Patches aus meinem NI‘s KOMPLETE 9 ULTIMATE geht der Lüfter schon gelegentlich mal kurzfristig auf höheren Touren. Das ist aber nichts, was einem Sorgen machen sollte oder sich gar störend auswirkt. Auch mit den hochwertigen Sounds von Native Instruments lassen sich die Instrumente angenehm performant spielen. Lediglich die sehr hochwertigen Samples von acousticsamples machen derzeit noch große Probleme. Die CPU-Anzeige von MS ist häufig, in unregelmäßigen Abständen, im roten Bereich. Die Folge: Soundaussetzer und/oder Knackser. Das bringt einen Musiker zur Verzweiflung und möchte am liebsten das Unternehmen „Laptop-Musiker“ begraben... Vielleicht liegt es an deren eigenem Sampleplayer, der UVIWorkstation? Von den Eingriffsmöglichkeiten und auch graphisch ist diese toll aufbereitet, aber in MainStage läuft diese mit den hauseigenem Content sehr unrund. Oder sollte es an der Zwangsehe mit dem iLok2 liegen? Der Support konnte bis dato keinen funktionierenden Workaround anbieten. Ärgerlich, wenn man mehrere hundert Euro für tolles Samples ausgegeben hat, die sich dann nur im Tonstudio unter bestimmten Voraussetzungen einsetzen lassen... Auch das Betreiben der Samples mit MS im 32-Bit Mode konnte nicht weiterhelfen. Mir wurde nach etlichen (netten) Emails empfohlen, vorerst die Samples mit der UVIWorkstation als StandAlone zu spielen. Hier treten keine Problem auf, aber in Verbindung mit MainStage derzeit absolut nicht zu empfehlen!


Mit MainStage lassen sich auch Vocals (inklusive Lead Sheets, Noten etc.) einbinden und bearbeiten. Audioplayer, Looper sowie Mixer bauen, Gitarren-Effektgeräte und vieles mehr...



Als Audiointerface empfehle ich für wenig Geld (weit unter 400 Euro!!!) das TASCAM US-1800.


Dieses USB-Interface lief erschreckender Weise performanter als weit aus teurere FireWire-Interfaces von einer sehr großen renomierten jap. Firma, dessen Name ich hier jetzt nicht nennen möchte (der Name beginnt jedoch mit einem „Y“)...

Das TASCAM US-1800 lässt sich aufgrund seiner 19“ Bauform prima in ein SKB Case (s. Foto) verbauen, wo das MacBook Pro und diverse 19“ Geräte (2 oder 4 HE) gesichert den Bühnentransport überstehen.



















Übrigens lassen sich auch externe Soundquellen, wie Hardwaresynths in MainStage2 einbinden. Vielleicht eine perfekte Symbiose aus Soft- und Hardware...


 
PRAXISTEST